Anlässlich von Beethovens 250. Geburtstag erteilte die Oper seiner Geburtsstadt Bonn dem französischen Choreografen Thierry Malandain den Auftrag, die 6. Sinfonie «Pastorale» des deutschen Komponisten für 22 Tänzer*innen für die Bühne zu bearbeiten. Dieses hochpoetische Ballett, dessen Vorpremiere im Théâtre de Chaillot stattfand, beginnt mit einem ästhetischen Bild, in dem die Tänzer*innen gegen starre, sie behindernde Aluminiumrohre ankämpfen, bevor das Publikum in das nostalgische Licht eines Traumarkadiens eintaucht, in dem die Menschen als Schäferinnen und Schäfer harmonisch in der Lieblichkeit einer vollkommenen Gemeinschaft leben. Sublimiert durch einen ungekünstelten, sinnlichen Tanz, erklingt dieses Meisterwerk des romantischen Repertoires hier wie die Verherrlichung einer heilbringenden Natur, die wir um jeden Preis bewahren müssen.
Thierry Malandain, der bereits auf mehr als 80 Choreografien zurückblicken kann, pflegt weiterhin sein kohärentes Repertoire, das eng mit der Ballett-Tradition verbunden ist und in dem der tanzende Körper, seine Kraft, seine Virtuosität, seine Menschlichkeit und seine Sinnlichkeit im Vordergrund stehen.
Seine Suche nach Sinn und Ästhetik bestimmt einen zeitlosen, nüchternen Stil. Dieser kann ernst, aber auch frech sein und schöpft seinen Reichtum aus den Wurzeln wie aus einer erneuerten Vision des akademischen Tanzes. So besteht seine Truppe aus Tänzerinnen und Tänzern mit klassischer Ausbildung, die durch seine Choreografien zu einem zeitgenössischen Ausdruck finden.
«Meine Kultur ist die des klassischen Balletts, der ich ungeniert verbunden bleibe. Zwar gebe ich gerne zu, dass ihre künstlerischen und sozialen Codes aus einer anderen Zeit stammen, doch ich denke auch, dass dieses Material, das eine 400-jährige Geschichte hat, dem Tänzer unschätzbare Ressourcen bietet. So habe ich Spass an dieser Tradition, choreografiere bald klassisch, bald zeitgenössisch, stets auf der Suche nach einem Tanz, den ich liebe. Ein Tanz, der nicht nur Vergnügen bereitet, sondern sich auch eine neue Verbindung mit dem Wesen des Sakralen als Antwort auf die Schwierigkeiten des Seins eingeht.»