Lessings Klassiker über religiöse Toleranz ist noch aktueller geworden
Als der jüdische Händler Nathan nach Jerusalem zurück- kehrt, erfährt er, dass seine Recha von einem christlichen TempelherrnausdembrennendenHausgerettetwurde.Ein Wunder? Immerhin wurde der Tempelherr als einziger vom muslimischen Herrscher Saladin begnadigt, weil er dessen Bruder Assad ähnlich sieht. Es entwickelt sich zwischen den unterschiedlichen Figuren ein spannendes Spiel von Anziehung und Ablehnung. Am Ende entdecken Christen und Muslime um Nathan herum, dass sie eigentlich alle ver- wandt sind. Wir können gespannt sein, wie die Inszenierung mit Lessings symbolischer Völkerfamilie heute umgeht.
Noch immer zählt dieser Klassiker der aufklärerischen Toleranz zu den meistgespielten Dramen auf deutschspra- chigen Bühnen. Dabei feiert Gotthold Ephraim Lessings «Nathan der Weise» bald seinen 250. Geburtstag. In dieser Zeit hat sich unsere Welt grundlegend verändert. Das fried- liche Zusammenleben der Religionen ist kein abstraktes Denkspiel in geographischer und historischer Distanz (Je- rusalem im Mittelalter), sondern eine Herausforderung im Hier und Jetzt. Welche Fragen und Antworten hält Lessings Stück für uns heute bereit?